Train Valley 2: Obwohl es theoretisch mehr Variationsmöglichkeiten gibt als im ersten Teil, fühlen sich die Missionen deutlich ähnlicher an. Die Karten sind größer, aber durch die viel häufiger vorkommenden Höhenunterschiede und Dekorationen gibt es viel weniger Möglichkeiten die Gleise zu verlegen. Auch die Möglichkeit die Positionen von Tunnel und Brücken (in gewissen Grenzen) frei zu wählen und diese selber zu Bauen scheinen die Möglichkeiten eher einzuschränken. Meistens müssen wegen den Wartezeiten an den Bahnhöfen und der begrenzten Zeit (falls man alle Sterne erhalten möchte) die Materialien und Arbeiter in einer festen Reihenfolge transportiert werden. Beim ersten Teil erschienen die neuen Bahnhöfe in zufälliger Reihenfolge und die Züge hatten zufällige Start- und Zielbahnhöfe. Hier sind die Missionen eine Mischung aus Langeweile und Stress wegen des Zeitlimits, das Fehler gnadenlos bestraft – oh, es hat 12 Minuten und 3 Sekunden gedauert, das waren drei Sekunden zu viel.
Insgesamt passt das Waren- und Arbeitertransportsystem schlecht in das aus dem ersten Teil bekannte Konzept. Das führt zum nächsten Problem – der Erweiterung „Passenger Flow“: Hier wird das Passagiertransportkonzept mit den bunten Start- und Zielbahnhöfen in den zweiten Teil gezwängt. Von den Entwicklern wird es explizit den Spielern empfohlen, die die Änderungen des zweiten Teils nicht gut finden (siehe Entwicklerkommentare zu Rezensionen auf Steam und diverse Forenbeiträge). Und ja, der Anfang der Erweiterung erinnert an das, was beim ersten Teil gut ist, nur ohne Zufallsvariationen, d.h. diesmal ist die Reihenfolge der Bahnhöfe und Züge fest und der „nächste Zug“ hat keine Abklingzeit mehr. Die ersten Missionen sind sehr einfach, da durch die fehlende Abklingzeit und die wegfallende Bearbeitungszeit aus dem Hauptspiel die Aufgaben ziemlich schnell erledigt werden können, was im Hauptspiel sehr schwierig ist. Danach beginnt das große Problem – die Mechaniken des Hauptspiels werden mit denen aus dem ersten Teil gemischt und ab diesem Zeitpunkt sind die bunten Züge des ersten Teils fast irrelevant. Sie müssen nebenbei bearbeitet werden, aber dies tritt völlig in den Hintergrund zu den langweiligen Frachtarbeiten. Prinzipiell wäre dies in Ordnung, wenn die Empfehlungen und Versprechen der Entwickler nicht wären.
Bei der GOG-Version fehlt der Missionseditor und die Möglichkeit Nutzermissionen zu spielen. Ein Fehlen von automatischem Runter- und Hochladen über den Steam-Workshop wäre aus meiner Sicht verständlich, aber so kann man das Spiel nicht empfehlen.
Ein weiterer Punkt der übel aufstößt ist, dass hier auf der Produkseite von einer „einer eleganten Retro-Pixel-Welt“ gesprochen wird, während das Spiel eher nach der Vektorgrafik eines Flash-Spiels aussieht. Prinzipiell finde ich die Grafik nicht schlecht, aber deutlich schlechter als beim ersten Teil.
Zusammenfassung: Der erste Teil ist deutlich besser mit besserer Grafik und dazu auch viel günstiger.
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Nachtrag: Ohne das Versprechen, dass die Erweiterung „wie der erste Teil“ wäre, hätte ich den zweiten Teil nicht gekauft.
Post edited November 03, 2019 by mk47at